Die experimentelle Archäologie ist ein relativ junger Zweig der Archäologie. Ausgehend von Funden und wissenschaftlichen Auswertungen, versetzen sich die Forscher in die praktische Welt unserer Urahnen.
Zitat Bernard, Sommer 1997 zu den Vorbereitungen der ZDF Dokumentar Serie "Feuer im Eis", zum Thema Aussterben des Neandertalers:
Die experimentelle Archäologie ist somit kontrollierte Schizophrenie, ein Robert Stevensons, Dr. Jekyll and Mr. Hyde-Training auf wissenschaftlicher Ebene.
Wir können uns über Bohrkerndaten in Grönland aus Grabungsbefunden, der Analytik von Pollen, Mollusken, Knochen, Werkzeugen, ESR, C14 usw. die Bausteine holen, um eine längst vergangene Welt wiederauferstehen zu lassen. Begeben wir uns jedoch in diese unsere eigene Schöpfung, um den steinzeitlichen Jäger und Sammler zu verstehen und nutzen unkritisch unsere moderne Denkweise und Lösungsangebote, so werden wir unweigerlich der größte Feind unserer eigenen Forschung.
Natürlich liefern uns acht Wochen Steinzeit Urlaub wie in einer bekannten Fernsehsendung, mit Neuzeitfamilien aus unserer Zwangsernährungsgesellschaft, keine brauchbaren Daten, aber ganz nett sind diese Versuche schon.
Ganz im Gegensatz zu diesen kleinen Experimenten.
Sie fangen ganz harmlos an. Zunächst braucht man ein Land, welches einem erlaubt einen Hirsch mit Pfeil und Bogen umzunieten ohne dabei seinen Jagdschein zu verlieren. Das ist nicht so weit weg.
Nach dem dieses gefunden ist benötigt man:
Einen 80/26 Pfund/Zoll Eibenbogen. Eine ein bissl über 160cm lange Neolith-Bogenkopie ähnlich der vom Schniedejoch. Diese Zahnstocherartigen Handwuzelformen, mit einer durchschnittlichen Pfeilgeschwindigkeit von 55m/sec ( knapp 200kmh) auf ein Pfeilgewicht von 37gr welche hierzulande in der Alpenregion vor 5 bis 6000 Jahren so beliebt waren.
Die Tieschützer, welche keine Wurst essen, mögen an dieser Stelle beruhigt sein. Der Hirsch war sofort tot. Er hat, wie es sich gehört seine halbe Lunge ausgekotzt, sich dreimal überschlagen und ist nach kurzem Zappeln Tot liegen geblieben. Ein erstaunlich gutes Resultat, wenn ich mich an die oft dilletantischen Enziannasenschüsse mancher Weidmanngesellschaften (bei denen ich leider immer wieder teilnehmen musste) mit 6,5X57 erinnere, bei denen der Hund nach Stundenlanger nachsuche dem armen Vieh endlich ein Ende setzte. Es soll hier kein Plädolier für die Bogenjagd sein.Ganz im Gegenteil! In der Regel treffen Jäger präzise mit ihren Jagdgewehren. Eine Nachsuche ist heutzutage die Ausnahme. Würde man heute wieder auf Pfeil und Bogen übergehen, ist die Tierquälerei nicht zu vermeiden, da für die Bogenjagd höchste Anforderungen an den Bogenschützen gestellt werden. Schwarze Schafe (zu viel Jägermeister) oder einfach Pech gibt es immer.
Hier ein Auszug aus einem kleinen Experiment:
Was passiert mit einer Obsidian Pfeilspitze wenn Sie eine Rippe eines Hirschen durchschlägt und tangentialen Scherkräften ausgesetzt ist.
Die Obsidianspitze ist sehr zerbrechlich. Würde man sie aus 2 Meter Höhe auf einen Steinboden fallen lassen, wäre sie zerbrochen.
Der Pfeil ging nicht durch. Die Spitze hat zwei Rippen abgeschlagen. An der hinteren gegenüberliegenden Rippe ist die Spitze abgeschert und zerbrochen. Die beiden Steinwerkzeuge halfen mir den Hirsch in eineinhalb Stunden abzuhäuten und die Innereien komplett aufzuarbeiten. Das bedeutet auch die Därme zu entleeren und für die Saitenproduktion vorzubereiten.
Wenn es sich hier nicht um einen sogenannten Lungendurchschuss gehandelt hätte, der sofort zu Tode führt, wäre die Ausschweißung (Verbluten) unzumutbar verzögert worden.
Tests mit Flintspitzen ergaben Durchschüsse, bei denen der komplette Pfeil den Wildkörper wieder verließ. Einer steckte bis zum Schaftanschlag in einem Baum.
Fazit: Zu starke Schwingungen auf steinerne Projektilköpfe insbesondere bei flüchtenden Wild verursachen Abscherungen der Projektilköpfe und Zerbrechen derselben. Das ist:
A: Kein Problem bei Präzisen Treffern auf Distanzen unter 20 Metern und Wild bis 80 kg außer Wildschweine.
B: Ein Problem in Bezug auf A bei Schussdistanzen über 20 Metern.
C: Ein größeres Problem in Bezug auf A und B wenn noch ein Tiefblatttreffer oder Eingeweidetreffer dazukommt.
D: Ein noch größeres Problem in Bezug auf A,B und C wenn noch das Gewicht überschritten wird.
E: Für den Schützen möglicherweise beängstigend oder tödlich in Bezug auf A,B,C und D wenn es sich bei dem beschossenen Tier um ein Raubtier, bösen Wiesent oder Wildschwein handelt.
Für den Steinzeitlichen Jäger gilt. Nivillieren der Jagdwaffen, hohes jagdliches Könnnen, kurze Schussdistanzen mit höchster Präzision ist alles. Bezüglich der Wildschweine habe ich in Neuseeland mit einem Captain Cooker (das ist eine Kreuzung von verwilderten Hausschweinen und ausgesetzten Wildschweinen) eine üble Überraschung erlebt. Erstaunlich wie schnell man plötzlich auf Bäume klettern kann, die einem im Normalfall unbezwingbar erscheinen. Zwischen den Schulterblättern von oben hatte er keine mit Steinen versetzte,eingetrocknete Lehmkruste.
Weiter geht es mit dem Zerlegen mit Steinwerkzeugen.
Enthäuten und Zerlegen eines Damhirschen mit Feuerstein Diskus und Steinklinge.
Die Werkzeuge habe ich frisch geschlagen aus mittelmäßigen nordischen Flint. Die kleinen Abschläge lagen noch als Abfall am Boden, da habe ich mich gebückt, da ich einen davon zum Abtrennen des Kopfes kurz gebraucht habe. Die altsteinzeitlichen Disken erwiesen sich als schnell und schonend für das abziehen der Haut/ Fell.
Mit meinen Jagdmesser (Ihr findet es hin und wieder zum vergleich auf den Bildern wieder) bin ich auch nicht schneller. Allerdings habe ich schon so viele Viecher abziehen müssen. Auf jeden Fall mehr als ich selbst jemals hätte essen können. In Neuseeland muss man seine Abschuss Quoten erfüllen. Sonst macht es ein anderer und dann zahlt man drauf.
Keine Kratzer am Fell. Sehr balgschonende Angelegenheit.
Eineinhalb Stunden später sahen meine Hände,
so aus.
Weiter geht es zu der Bergung der Sehnen und des Darmsaitling!
Hierzu sind dünne Feuersteinklingen von Nöten und etwas anatomische Kenntnisse um an die begehrten Sehnen zu gelangen ohne sie anzuschneiden.
Die Rückensehen sind für das Backing eines Bogens bestimmt. Im Hintergrund warten die Schinken für die Räucherkammer. Die findet ihr unter der Rubrik Steinzeitliche Küche
Hier die sauber herausgelösten Laufsehnen. Jetzt müssen sie nur noch trocknen um geklopft zu werden.
Nur nicht totklopfen. Also Hartholzuntergrund und zusehen, dass keine Fasern abgeschert werden. Ein Stein ist hier genausogut.
Ein Tag Arbeit und die Sehnen sind für das Bogenbacking fertig. Alles aus einem Hirsch.
Inzwischen der Darm
Waschen dehnen wickeln. Ein langwieriger Vorgang. Eine Beschreibung folgt noch an dieser Stelle.
Die Darmsehne frisch beim Wickeln. Nun muss sie unter Zug trocknen.
Von links nach rechts oben: Fertige Sehne aus Sehne, Darmsehne, Darmmischsehne mit Sehnen, Darmmischsehne mit Hanf.
Von links nach rechts unten: Fertige Sehne aus Rückensehne, Doppelsehne aus Hanf, Leinen und Darm, aufgerollte Hanfschnur, übereinnander zwei Hanfkordeln, der Talg aus unserem Hirsch mit meinem alten Messer drauf, darüber eine Seidensehne.
Wenn ihr die Würste und den Schinken sucht, dann müsst ihr bei "Steinzeitliche Küche" nachschauen.
Weiter gehts mit den Sehnen auf den Rücken eines Kompositbogens
Sehnen Backing eines Skythischen Luxus Kompositbogen
Der Name Kompositbogen kommt daher, daß dieser Bogen aus mehreren Teilen unterschiedlicher Materials zusammengesetzt ist (vgl. Hancar 1972, 13-17; Eckhardt 1991, 143.144; 1996, 54.60-62). Der Ursprung dieses Bogentyps ist noch nicht ganz geklärt. Die ältesten Belege des Kompositbogens sind in bildlichen Darstellungen aus Mesopotamien zu finden und reichen bis ins das vierte Jahrtausend v.Chr. zurück (vgl. Korfmann 1972, 215.217).
Der Untere bekommt jetzt die Sehnen.
Sandwichaufbau: Druckschicht aus Büffelhorn, Kernschicht aus Ulme und Eibe, Griff und Tipps aus Mammutelfenbein, Zugschicht unsere mühsam geklopften und geszupften Sehnen und die Deckschicht ist die Rohaut von unserem Hirsch.
Hier der Aufbau des Grifbereiches
Gams, Mammutstoßzahn, Wasserbüffel. Hirschorn und Knochen.
Hier noch mal die Compoansichten.
Hier beim Aufkleben der Sehnenbündel. Im Vordergrund die Elfenbeinfräse.
Ja Ja die Mammutheum Werkstätten verfügen über Labors, Elektronikwerkstatt, Fräsen, Schweißen, Schmiede, Brennöfen, Schmelzöfen, Hochöfen, Lasertechnick und auch Faustkeile. Schließlich mussten wir nicht nur die Modelle im Park bauen, sondern ganze Landesaustellungen mit Megashowspektakel installieren. Ich kann nur jedem den es ernsthaft interessiert Raten mein angesammeltes Wissen in den Kursen oder für seine Film und Ausstellungsprojekte zu nutzen. Auch ich werde älter und habe mir mit 9 Jahren meine erste Werkstatt eingerichtet.
Nun der fertige Traum Bogen.