Der Bogen ist eine Abschussvorrichtung für Pfeile. Seit der ausgehenden Altsteinzeit (30.000–10.000 v.Chr.) nutzen Menschen Pfeil und Bogen sowohl als Jagdwaffe als auch seit der Jungsteinzeit als Waffe bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Ein Bogen besteht stets aus einem elastischen, stabähnlichen Gegenstand, dem eigentlichen Bogen, dessen Enden durch eine Schnur, der Bogensehne, verbunden werden. Bögen werden traditionell aus Holz, Horn und Tiersehnen gefertigt; ein hochwertiger Kompositbogen erforderte einen aufwendigen mehrmonatigen Herstellungsprozess.
Bogenbau: Pfeil und Bogen selber bauen
Bevor mit der Anleitung begonnen wird, wie man einen guten Pfeil und Bogen bauen kann, soll hier ein wenig auf das Allgemeinwissen und ein paar Fachbegriffen zum Thema Pfeil und Bogen eingegangen werden. Ohne das folgende Wissen werden Sie wohl beim Bogenbau einige Probleme bekommen.
Aufbau eines Pfeil und Bogens:
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Kennzeichen eines guten Bogens
Eines der wichtigsten Merkmale beim Bau eines guten Bogens ist die Pfeilgeschwindigkeit. Sie steht für die Leistung, die mit Pfeil und Bogen erreicht werden kann. Die Pfeilgeschwindigkeit wird durch folgende Faktoren bestimmt: Das Zuggewicht, der Auszug, die Standhöhe, das Bogenprofil, die Wurfarmmasse, die Massenverteilung, die Bogenlänge, das Gewicht der Sehne und die Dehnung der Sehne.
Um mit dem Pfeil und Bogen ein Optimum an Leistung zu erzielen sollte das Zuggewicht am Ende des Auszugs gerade so hoch sein, dass man es selbst eben noch ziehen kann. Das ende des Auszuges ist in der Regel dann erreicht wenn die Sehne die Lippen erreicht hat. Der Auszug sollte möglichst groß sein, aber vor allem sollte während des gesamten Auszugs die Zugkraft möglichst konstant in seinem Anstieg sein. Dies kann beim Bogenbau durch das Bogenprofil beeinflusst werden, also die Form des Bogens von der Seite betrachtet.
Um beim Pfeil und Bogen einen großen Auszug zu erhalten, sollte die Standhöhe so gering sein das die Sehne nicht auf die Griffhand durchschlägt. Das Gewicht der Wurfarme sollte, besonders an den Wurfarmenden genau so gering sein wie statisch vertretbar. Dies deshalb, weil beim Zurückfedern der Wurfarme sonst zu viel Energie für die Beschleunigung der Wurfarme selbst verloren geht. Allerdings müssen die Wurfarme genug Stabilität aufweisen, um der konstanten Zugkraft bei aufgespannten Bogen ohne nachzugeben Stand zu halten. Jeder Bogen wird nach längerem Einsatz mehr oder weniger krumm. Er folgt dem Zug der Sehne. Auf Englisch nennt man das Stringfollow. Ein Fachbegriff der sich leider auch im Deutschen eingebürgert hat.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei Wurfarmen eine doppelte Breite dazu führt, dass sie einer doppelt so hohen Zugkraft ausgesetzt werden können. Eine doppelte Dicke der Zugarme dagegen hat zur Folge, dass Bogen bis zu einem 8-fachen Zuggewicht widerstehen kann. Auf diese Weise kann natürlich Gewicht am Bogen eingespart werden, dies geht jedoch auf Kosten der Flexibilität. Hier die richtigen Verhältnismäßigkeiten zu finden, welche je nach verwendetem Material uns seiner Belastbarkeit sehr unterschiedlich sein können, liegt die wahre Kunst des Bogenbaus.
Auch die Sehe sollte möglichst leicht, stabil und wenig dehnbar sein. Die optimale Länge eines Bogens ergibt sich dadurch, dass er mehr Energie speichern kann, je länger er ist, aber ab einer bestimmten Länge der Bogen diese durch das stets auch mit der Länge zunehmende Gewicht der Wurfarme nicht mehr schnell genug an den Pfeil abgeben kann, sodass die Energie auf die Hand und Sehne, statt auf den Pfeilübertragen wird.
Bei Holzbögen hat sich, eine Länge zwischen 160 cm und 175 cm als optimal erwiesen.
Ein guter Bogen zeichnet sich jedoch nicht nur durch eine hohe Pfeilgeschwindigkeit aus, sondern es gibt noch weitere Einflüsse und Faktoren, die man vor dem Bau eines Bogens bedenken sollte. Denn neben der Pfeilgeschwindigkeit sollte man sich beim Bogenbau darüber Gedanken machen, wie viel Wert man auf Genauigkeit, bequemes Ziehen und Lösen, Dauerhaftigkeit und besonders einfache Bauweise legt.
Bogenprofil und Bogenarten
Es gibt 3 Bogenarten, die den traditionellen Bogenbau besonders geprägt haben:
- Der englische Langbogen
- Der amerikanische Langbogen (Flachbogen)
- Der asiatische Recurve & Komposit Bogen
Der englische Langbogen ist relativ einfach in der Bauweise, er wird aus einer geraden Holzstange (englisch Stave) hergestellt, hat im gespannten Zustand die Form eines D und in der Regel kein besonders extravagantes Griffstück.
Der amerikanische Flachbogen ist schon ein wenig aufwendiger zu bauen. Er hat flache und breite Wurfarme, er hat ein dickes Griffstück, wird aber normalerweise ebenfalls aus einer geraden Holzstange (Stave) hergestellt.
Schließlich gibt es noch den Recurve-Bogen, der in der Vergangenheit hauptsächlich in Asien zum Einsatz kam. Ein Recurve-Bogen besteht aus mehreren zusammengefügten Holz- oder Hornteilen, sodass es möglich ist, dem Bogen eine an den Enden eingerollte Form zu geben. Die Bogenenden sind dabei nach vorne gebogen. Am Anfang des Auszugs muss schon mehr Kraft aufgewendet werden, da die Wurfarme kürzer und somit die Hebelkraft geringer ist.
Mit dem Auszug werden die Wurfarme durch das Abrollen der in sich gekehrten Kurven länger, sodass die Hebelkraft immer größer wird und es gelingt den Bogen trotz hohem Anfangszuggewicht weit auszuziehen.
Der Komposit-Bogen ist eine Unterkategorie des Recurve-Bogen und nicht mit dem modernen Compound-Bogen zu verwechseln. Meist wird er aus Kunststoffen hergestellt. Der Komposit-Bogen ist im entspannten Zustand D-förmig nach vorne gebogen und an seinen Enden nochmals nach vorne abgewinkelt. Somit ist der Bogen auch bei geringer Standhöhe schon einer großen Spannung ausgesetzt, was zu einem hohen Anfangszuggewicht führt.
Der Bau eines Recurve-Bogen ist jedoch schwierig.
Nun zwei Wege wie man einen Bogen bauen kann. Zum einen, ein einfach zu bauender Bogen aus einem passenden Ast, den man innerhalb von wenigen Tagen bauen kann. Eine steinzeitliche Langbogen Variante. Anschließend eine Anleitung für einen etwas professionelleren Bogen. Ein Bogen, der einerseits nicht zu schwer zu bauen ist, wie ein Recurve-Bogen, der aber sehr gute Leistungen erzielt, wenn mit Liebe und Geduld fabriziert. Beim Bogenbau soll nur Holz aus europäischen Wäldern verwendet werden.
Fachbegriffe
Stave: Unter Stave versteht man das noch unbearbeitete Holzstück, aus dem man den Bogen bauen möchte.
Tillern: Das ist der Bearbeitungsvorgang beim Bogenbau, bei der die Form des Bogens so bearbeitet wird, dass er sich bei dem Ziel-Zuggewicht richtig biegt.
Stringfollow: Stringfollow ist das Prinzip, dass sich das Holz durch eine Stauchung am Bogenbauch in Folge zu hoher Belastung dauerhaft verformt.
Set: Anderer Begriff für Stringfollow.
Zuggewicht: Dabei handelt es sich um die Gewichtskraft, mit der man den Bogen auszieht.
Reflex: Ein Reflex-Bogen besitzt im entspannten Zustand eine Biegung, die entgegengesetzt zu der Biegung im gespannten Zustand verläuft. Dadurch wird das Anfangszuggewicht erhöht.
Deflex: Ein Deflex-Bogen ist auch im entspannten Zustand bereits leicht in die Richtung gebogen, in die der Bogen bei gespannter Sehne gebogen ist.
Stacking: Prinzip, dass der Bogen am Ende des Auszugs sprunghaft schwerer auszuziehen ist. Grund für dieses Prinzip ist der steigende Sehnenwinkel verbunden mit der schon bestehenden Spannung des Holzes.
Handschock: Bei einem Handschock wird nicht die gesamte Energie des Bogens auf den Pfeil übertragen, sondern teilweise auch auf die Hand. Er tritt besonders bei Bögen auf, die biegsamen Griff und zu schwere Wurfarmenden haben. Im Übrigen ist Handschock schädlich für das Handgelenk.
In der folgenden Anleitung werden Sie es mit einigen Werkzeugen zu tun haben, manche sind absolut gängig und man hat Sie in der Regel bereits zu Hause, andere sind speziell für den Bau eines Pfeil und Bogen geeignet. Eine Zusammenfassung der Werkzeuge und mögliche Alternativen, aber auch Material, das für den Bogenbau notwendig ist, finden Sie auf der Seite "Werkzeug & Material".
Gliederung der Bauanleitung für Bogen:
- Holz auswählen, fällen, spalten & lagern
- Holz zuschneiden und tillern, Nocke einschneiden
- Endbehandlung des Bogens, Griff fertigen
- Umgang und Pflege des Bogens
Holz auswählen, fällen, spalten und lagern
Holzarten: Traditionell gelten Eibe, Hartriegel, Cornellkirsche, Osage, Wacholder als die besten Bogenhölzer. Bei geringfügig veränderter Bauweise sind auch die leichter zugänglichen hellen Hölzer, besonders Eiche und Birke, aber auch Ulme, Esche und Ahorn gut. Da beim Fällen des Holzes sehr viel zu beachten ist, damit es für den Bau eines Bogens geeignet ist und den ungeheueren Belastungen Stand hält, ist Holz aus dem Sägewerk leider fast zu 100% unbrauchbar.
Zunächst sollte man wissen, dass Jahresringe aus dem hellen Frühholz bestehen, welches schwach und für den Bogenbau unbrauchbar ist. Es ist mit dem guten Spätholz, dem dunklen Teil der Jahresringe, untrennbar verbunden. Es ist daher vorteilhaft, wenn der Bogenrücken aus dem starken Spätholz besteht. Aus diesem Grund ist die ungünstigste Zeit, um das Holz zu fällen, der Frühling und der Frühsommer. Im Spätsommer, Herbst und im Winter dagegen reicht es, einfach die Rinde abzuziehen und schon hat man einen perfekten Bogenrücken. Doch bevor es soweit ist, muss erst ein geeignetes Stück Holz gefunden werden. Spätestens n dieser Stelle sollte man wissen wie viel Zeit für den Bau des Bogens aufgebracht werden soll: Man kann aus einem 3 bis 4 cm dicken Ast relativ schnell einen ordentlichen Bogen bauen, aus einem 15 bis 25 cm dicken Stamm können bei wesentlich mehr Zeitaufwand deutlich bessere Bögen gebaut werden. Wichtig ist in beiden Fällen, dass das Holz mindestens 1,70 m lang ist, in diesem Bereich völlig gerade und möglichst keine Zweige und Astknoten hat. Außerdem sollte man darauf achten, dass die Rinde den Baum völlig gerade hinaufläuft und nicht etwa spiralförmig, da ein solches Holz für den Bogenbau unbrauchbar ist. Nachdem man den Ast abgesägt oder den Baum gefällt hat, muss man sofort das. Ende des Stamms mit Weißleim versiegeln, da das Holz an dieser Stelle sonst zu schnell austrocknet und Risse entstehen.
Hat man sich für die aufwendigere Variante mit einem 15 bis 25 cm dicken Stamm entschieden, so kann man nach dem Fällen direkt mit dem Spalten des Holzes beginnen. Notwendig dafür sind ein Vorschlaghammer, eine Axt und ein paar Holzkeile. Man beginnt auf der dicken Seite des Holzes mit dem Spalten, indem man die Spaltaxt ( keine Fäll oder Holzhackaxt, die können kaputt gehen) an dem Punkt ansetzt, an dem das Holz gespalten werden soll und sie mit dem Vorschlaghammer so tief in das Holz schlägt, bis sie im Holz verschwunden ist. In den entstandenen Spalt schlägt man nun den ersten Keil, zieht die Axt wieder heraus und dreht den Holzstamm um. Von dieser Seite schlägt man dann möglichst weit in der Mitte ebenfalls einen Keil in den Spalt, sodass sich das Holz komplett spalten sollte. Die Fasern, durch die das Holz dann noch zusammengehalten wird, durchschlägt man gegebenenfalls noch mit der Axt. Da der Stamm geviertelt werden soll, wiederholt man den Prozess mit den beiden entstandenen Hälften, wobei es reichen sollte, von einer Seite einen Keil in das Holz zu treiben. Jetzt beginnt in beiden Fällen das Abziehen der Rinde. Hierbei ist wichtig: Es darf auf keinen Fall der erste Jahresring beschädigt werden, da der Bogenrücken dadurch entscheidend geschwächt werden würde. Es muss also extrem vorsichtig vorgegangen werden. Am einfachsten ist es, wenn man den Baum im Sommer fället, da der Baum in vollem Saft steht und die innere Rinde richtig nass ist, sodass man die äußere Rinde nur abziehen muss und sich die innere Rinde mit ablöst. Allerdings schießt Winterholz etwas besser. Geeignetes Werkzeug dafür ist bei geschickter Anwendung ein Zugmesser. Im Winter sollte man die Außenrinde mit einem Messer entfernen und die innere Rinde möglichst weit abschaben. Dann stellt man das Holz unter die Dusche und lässt 20 min heißes Wasser darüber laufen. Dabei wird die innere Rinde so weich, dass sie sich einfach abschaben lässt. Nun beginnt man damit, die Staves (Stangen) in etwa auf die Größe zuzuschneiden, die der Bogen später haben wird, damit das Holz schneller trocknen kann. Verwendet man einen Ast sollte am Bogenbauch eine dünne Schicht Holz entfernt werden, sodass er dort etwas flacher jedoch gleich Stark ist. In der Mitte des Bogens, wo der Griff entstehen soll, muss mehr Holz am bei einem Ast gelassen werden. Besser ist es als Anfänger Äste ganz zu meiden. Die gespaltenen Stammteile sollten am späteren Bogenbauch, also der Seite, die zum Stammkern hingerichtet ist, ebenfalls abgeflacht werden, sodass das Holzstück etwa 4 cm dick ist. Dann muss der Rohling auf eine Breite von etwa 6 cm und der Länge von 1,70 m gebracht werden. An dieser Stelle gibt es zwei Möglichkeiten, wie mit dem Ast weiter verfahren wird, und zwar eine schnelle und eine einfache Lösung. Bei der schnellen Lösung bindet man das noch feuchte und somit leicht biegsame Stück Holz in der auf dem Bild gezeigten Form auf ein Brett.
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Man muss dabei jedoch langsam und vorsichtig vorgehen, damit der Ast nicht bricht. Nicht zu verwechseln ist, dass die Bauchseite, also die abgeflachte Seite des Asts, nach oben gerichtet ist. Damit sich das Holz leichter biegen lässt, sollte man den Ast zum Ende hin ein wenig flacher und dünner machen. An das Brett gebunden lässt man die Konstruktion für wenigstens 3 Tage an der frischen Luft geschützt vor Sonne und Regen stehen. Danach nimmt man den fast fertigen Bogen vom Brett, tillert ihn noch ein wenig nach (dazu später), geht zur Endbehandlung über und schon ist der Bogen fertig.
Für die anderen beiden Varianten beginnt nun die Phase des Trocknens. Dafür Sollte das Bogenholz zunächst vor Sonne und Regen geschützt im Freien gelagert werden und anschließend mindestens 1 bis 3 Wochen im Haus gelagert werden und zwar so, dass Luft am Holz zirkulieren kann.
Holz zusägen und tillern
Zunächst zum Bogen, der aus dem Stamm gebaut wird: Da der Bogenrücken bereits fertig bearbeitet ist, müssen nur die Kanten des Bogens und der Bogenbauch bearbeitet werden. Die Seiten können nach einem bestimmten Muster bearbeitet werden, der Bogenbauch muss individuell bearbeitet werden - dieser Vorgang wird tillern genannt.
Die Bogenkanten sollen von Vorne betrachtet also folgende Form annehmen:
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Es muss darauf geachtet werden, dass die beiden Wurfarme symmetrisch zueinander sind. Zu den Daten: am Griff sollte der Bogen etwa 3,5 bis 4 cm breit sein, an der breitesten Stelle der Wurfarme etwa 5 cm. Die Breite der Wurfarme bleibt zunächst konstant und wird dann nach etwa 50 cm langsam schmäler, bis sie an den Wurfarmenden ca. 2 cm erreicht. Gearbeitet wird zunächst mit der Säge, für die letzten Millimeter dann vorsichtig mit der Feile. Dies,da man hierbei weniger Gefahr läuft viel Arbeit zunichte zu machen. Das ist besonders für den nächsten Schritt, das Tillern, wichtig. Am besten man kommt von Anfang an gar nicht erst auf die Idee zu versuchen, den Prozess mit Grobwerkzeugen zu beschleunigen. Denn dadurch wird man nur ganz selten schneller, eher macht man alles kaputt. Sehr oft kann man dann mit der Arbeit wieder von vorne anfangen.
Kommen wir also zum Tillern: Zunächst muss der Bogen gleichmäßig am Bogenbauch auf eine Dicke von 2 cm heruntergearbeitet werden, nur in Griffnähe belässt man die Dicke bei 2,5 cm. Man kann dazu Beil, Säge, Hobel oder Raspel verwenden. Hat man diese Dicke erreicht, sollte man zunächst nur noch mit der Raspel oder einem Schmetterlingshobel weiterarbeiten.
Der Bogen sollte sich am Griff nicht oder nur sehr gering biegen, ab dann aber gleichmäßig bis zu den letzten 20 cm der Wurfarme, die sich beim Ausziehen ebenfalls nicht bzw. kaum biegen sollen. Dazu muss der Bogen in Griffnähe dicker sein als an den Wurfarmen, an den Wurfarmen muss er geringfügig und konstant bis zu den Bogenenden hin abnehmen, wobei das durch häufiges ausprobieren individuell bestimmt werden muss. Dazu stellt man nun den Bogen auf den Boden, greift in am einen Bogenende und am Griff und versucht ihn zu biegen. Lässt er sich nicht biegen, muss gleichmäßig am gesamten Bogenbauch Holz weggenommen werden. Biegt er sich nur an einer Stelle, muss an allen Stellen Holz weggenommen werden, außer an dieser Stelle.
Dies macht man zunächst für einen Wurfarm, dann für den anderen. Man sollte dabei vor allem wegen folgender Regel sehr vorsichtig vorgehen: Wenn der Bogen doppelt so breit ist, ist er auch doppelt so stark. Wenn er aber doppelt so dick ist, ist er 8mal so stark. D.h. schon sehr geringe Unterschiede in der Dicken des Holzes bewirken einen sehr großen Unterschied für die Stärke des späteren Bogens.
Die Oberfläche darf außerdem keine Unebenheiten aufweisen und die beiden Wurfarme müssen gleichmäßig bearbeitet werden. Hat man diesen Vorgang für beide Wurfarme einige Male wiederholt, sodass sich die Wurfarme zwar noch schwer, aber gleichmäßig biegen lassen, ist es an der Zeit, in den Bogen Nocken einzuarbeiten. Am effizientesten ist es, die Nocken im 45° Winkel 2 cm vom Bogenende entfernt in den Bogen mit einer Rundfeile zu feilen. Es sollte dabei nur von der Seite des Bogens Holz abgetragen werden, um den äußeren Jahresring und den Bogenbauch möglichst wenig zu schwächen.
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Ist das geschafft, spannt man eine relativ lange Bogensehen locker auf den Bogen. Von nun an arbeitet man mit Hilfe eines Tillerstabs (s. Bild), den man sich ohne großen Aufwand selbst basteln kann.
Der Tillerstock hat am einen Ende eine Astgabel, die den Bogen halten kann und am Stab selbst Einkerbungen, in die man die Bogensehne spannen kann. Nun spannt man den Bogen so weit auf den Tillerstab, bis man in der Biegung einen geringen Fehler erkennen kann.
Man darf den Bogen dabei nur in kleinen Schritten weiter auf den Tillerstab spannen und sollte die Konstruktion am besten an die Wand stellen und aus 3-4 m Entfernung betrachten, um Fehler besser erkennen zu können.
Fehler in der Biegung erkennt man daran, dass sie sich nicht symmetrisch und in der gewünschten Form biegen, also an den Wurfarmen sehr gleichmäßig und in der Mitte und an den Enden etwas weniger.
Im nächsten Schritt berücksichtigt man nun noch das Zuggewicht und die Auszugslänge des Bogens. Dafür verwendet man am besten die in folgender Grafik gezeichnete Konstruktion:
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Es muss nun feststehen, für welches Zuggewicht der Bogen gebaut werden soll. Es sollte sich um möglichst genau das Zuggewicht handeln, dass man gerade noch ziehen kann. Gängig sind Zuggewichte zwischen 20 und 25 kg.
Man spannt den Bogen so unter dreiviertel an dieses Auszugsgewicht auf den Tillerstock und lässt ihn da einige Stunden unter Spannung, damit sich die Fasern des Holzes orientieren können. Erst dann steigert man den Zug, aber nur so lange kein Fehler in der Biegung auftaucht. Erkennt man das erste Anzeichen eines Fehlers, gleicht man diesen Vorsichtig durch Schaben aus und wiederholt den Prozess. Hat man es geschafft, den Bogen bis zum gewünschten Zuggewicht auszuziehen, ohne dass der Bogen einen Fehler in der Biegung hat, geht man zum letzten Schritt des Tillerns über: Man passt die Auszugslänge an. Die optimale Auszugslänge liegt in der Regel, also je nach Körpergröße, bei etwa 60 bis 70 cm. Nun misst man die momentane Auszugslänge, die der Bogen beim Zielgewicht aufweist. Sie sollte, wenn vorsichtig getillert wurde, geringer sein als 60 cm. Deshalb trägt man nun gleichmäßig vom gesamten Bogen mit einem Schaber oder Ziehklinge ein bisschen Holz ab und messen wieder die Auszugslänge. Dies wiederholt man, bis die richtige Auszugslänge für das gewünschte Zuggewicht erreicht ist. Für die letzten cm ist es zu empfehlen, Schmirgelpapier zu verwenden.
Nun muss eine Bogensehne mit passender Länge aufgespannt werden. Die Bogensehne muss so lange sein, dass die Standhöhe etwa 10 bis 15 cm beträgt. Dann Lässt man den Bogen gespannt eine Weile ruhen. Nun folgen etwa 30- bis 40- Schnippschüsse. Das sind Schüsse bei dem nicht voll ausgezogen wird. Nun wird der Tiller des Bogens noch mal überprüfen und eventuell noch mal verbessern. Erst wenn der Bogen gut schießt bei annähernd vollem Auszug wird er durch Überbügeln mit einer Bierflasche oder glattem Rohr gebohnert. Das Holz als verdichtet bis es glänzt.
Die Vorgehensweise beim Ast ist ähnlich: Mann kann zwar im dünneren Teil des Bogens darauf verzichten, die Breite des Bogens anzupassen, im dickeren Teil muss natürlich auf den dünneren Teil runter getillert werden. Es macht außerdem hier nicht viel Unterschied für die Leistung des Bogens, wenn der Untere Wurfarm etwas steifer bleibt und in der Regel hat ein Ast, wenn man den Bogenbauch sauber abgeflacht hat, kaum einen Fehler in der Biegung, sodass hier der Prozess schneller abläuft. Das Vorgehen beim Tillern unterscheidet sich jedoch nicht von dem oben beschriebenen. Damit sind wir also schon bei der Endbehandlung angelangt.
Endbehandlung und Griff des Bogens
Da ein Bogen in der Regel in freier Natur eingesetzt wird, sollte er möglichst wetterbeständig sein. Um das zu erreichen, ist es am besten, den Bogen mit Firnis, Lack oder Leinöl einzulassen. Dafür muss man in der Regel mehrere Schichten auftragen und trocknen lassen. Ist der Lack getrocknet, sollte man den Bogen nochmals mit einem sehr feinen Schmirgelpapier und mit Drahtwolle schleifen. Um bessere Ergebnisse zu erzielen und eine wirklich glatte Oberfläche zu bekommen kann man den Bogen auch befeuchten und dann mit Schmirgelpapier schleifen. Abschließend ist es gut, wieder mit einer Glasflasche den Bogenrücken zu polieren.
Der Griff sollte nun etwa 1 cm dicker sein als die angrenzenden Wurfarme, wobei die Dicke kontinuierlich vom Griff zu den Wurfarmen verläuft. Die Kanten am Bogenrücken des Griffs dürfen leicht abgerundet werden, der Jahresring am Bogenrücken sollte aber so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Um den Haltekomfort zu erhöhen, aber vor allem um den Handschock zu verringern, hat es sich bewährt, eine Leder oder Rohhaut mit Kork Unterfütterung nass aufzuleimen und zu vernähen. An der Seite des Griffs kann man nun noch eine Pfeilauflage anbringen. Sie dient dazu genauer schießen zu können und die Reibung an der Hand zu verhindern.
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Dazu eignet sich am besten ein kleiner Keil, der an der kurzen Seite, auf die der Pfeil aufgelegt wird, sehr glatt poliert ist, um wenig Reibung zu verursachen. Man kann ihn einfach auf der richtigen Höhe an den Griff unter die Griffeinwicklung schieben und mit verkleben.
Wichtig ist, dass der Bogen nach Fertigstellung des Griffs gut in der Hand liegt.
Damit wäre der Bogen soweit fertig. Wenn man nun auch noch weiß, wie er zu pflegen ist und wie man ihn benutzt, kann man mit einem Bogen viel Jahre Spaß haben - vorausgesetzt, man besitzt noch die passenden Pfeile zum Bogen
Pflege des Bogens, Bogenschießen
Mit der richtigen Pflege des Bogens kann dessen Lebensdauer erheblich gesteigert werden. Dazu ist wichtig zu wissen, wann der Bogen gefährdet ist, zu brechen:
Man sollte einen Bogen nicht zu lange, also länger als 2 Sekunden, bei vollem Auszug halten. Auch sollte man vorsichtig damit sein, andere Personen damit schießen zu lassen, besonders bei denjenigen, die den Bogen mit einer höheren als der vorgesehenen Zugkraft ausziehen könnten. Dem Bogen schadet außerdem, wenn man ihn ohne Pfeil auszieht. Die Standhöhe sollte möglichst immer gleich bleiben, und man sollte den Bogen vor jeder Nutzung erst warm schießen, also ein paar Mal bei halbem Auszug schießen. Schließlich sollte jede noch so kleine Beschädigung am Bogen sofort ausgebessert werden, am besten mit einer Glasflasche wegpoliert werden.
Man sollte den Bogen, wenn man ihn eine Weile nicht schießt, immer entspannen. Es ist außerdem zu empfehlen, den Bogen von Zeit zu Zeit neu zu lackieren.
Lagern sollte man den Bogen, wenn man ihn längere Zeit nicht benutzt, nie senkrecht, sondern immer waagrecht legen oder aufhängen. Beim Einspannen der Bogensehne muss darauf geachtet werden, dass man die Wurfarme nicht ungleichmäßig belastet. Am einfachsten ist es, das Eine Bogenende auf dem Boden abzustellen und mit dem Fuß zu fixieren, das andere Bogenende mit der Hand zu fassen, in der man die Bogensehen hält und mit der dritten Hand den Griff zu fassen. Mit ein wenig Übung gelingt es einem auf diese Weise, den Bogen gleichmäßig zu belasten.
Schießvorgang auf primitiv:
Dazu zieht man die Bogensehne mit Zeigefinger und Mittelfinger aus, wobei der Pfeil locker auf dem Mittelfinger und der Pfeilauflage liegt, und lässt zum Auslösen die Bogensehen über die Fingerkuppen gleiten. Wie weit man mit dem Bogen oberhalb des Ziels anvisieren muss, wird man mit ein wenig Übung selbst herausfinden.
Bauanleitung für Pfeile
Gute Pfeile selbst zu bauen wird, was den Aufwand und Bedeutung betrifft, meist sehr unterschätzt. Dabei sollte dem Bau der Pfeile besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und Zeit eingeräumt werden, denn es gilt: Der Bogen kann noch so perfekt ausgearbeitet sein, wenn die Pfeile schlecht gebaut sind, wird man kein Ziel treffen.
Aufbau eines Pfeils
Am Ende des Pfeils befindet sich die Pfeilnocke, dann folgt der etwa 10 cm lange Befiederungsbereich und vorne befindet sich die Pfeilspitze. Der Holzstab, an dem sich die Komponenten des Pfeils befinden, heißt Schaft.
Man sollte die Pfeile sowohl auf den Bogen abstimmen, als auch auf den eigenen Schießstil. Und vor allem sollten alle Pfeile möglichst gleich sein, um eine konstante Schussleistung zu erzielen.
Holz auswählen
Auch für den Pfeilschaft ist es wie auch schon beim Bogen nicht zu empfehlen, Holz aus dem Sägewerk zu nutzen. Zwar ist es hier eher möglich als beim Bogenholz und es kann dadurch sehr viel Zeit eingespart werden, aber es wird sowohl auf kosten der Flugeigenschaften und Haltbarkeit der Pfeile gehen.
Wenn man sich das Holz also selbst beschaffen will, stellt sich wieder die Frage, welche Holzart man am besten nehmen sollte.
Hölzer, die sich grundsätzlich gut für den Pfeilbau eignen, sind Haselnuss, Esche, Kiefer und alle Fichtenarten, Birke, Ahorn, Eiche, Bambus und sogar Weide. Jedoch ist nicht jedes Holz für jede Bogenart gut geeignet. Während schwerere Hölzer wie Esche und Eiche eher für Langbogen geeignet sind, sollte man bei kurzen Bögen leichte Hölzer wie Kiefer verwenden. Außerdem ist noch zu bedenken, dass schwere Hölzer härter einschlagen, während man mit leichten Hölzern weiter schießen kann.
Man kann Pfeilschäfte auf 2 Arten herstellen: Entweder man schneidet die Schäfte aus geeigneten dünnen Zweigen oder man stellt sie aus massiven Holzstämmen her. Der Vorteil der 1. Methode ist, dass die Pfeile leichter herzustellen sind, der Vorteil der 2. Methode ist, dass sich die Pfeile in der Regel untereinander besser gleichen und man außerdem nicht so lange nach geeigneten Hölzern suchen muss, um mehrere Pfeile herzustellen. Wenn man die
Pfeile aus einem Holzstamm herstellen möchte, kann man die unbearbeiteten Schäfte entweder dadurch gewinnen, dass man sie aus dem Stamm heraussägt, oder indem man sie von dem Stamm abspaltet.
Für Schäfte aus einem Zweig eignet sich vor allem Hasel. Dafür schneidet man die Äste ab, bündelt sie und lässt sie ein paar Monate trocknen. Ist das geschehen, muss man die Äste mit Hilfe von Hitze gerade richten, da sie sich in der Regel mit der Zeit verbiegen, selbst wenn sie vorher gerade gewesen sind.
Die Äste sollten etwa einen Durchmesser von 1 cm haben, da sie während des Trocknens meist schrumpfen und außerdem durch entfernen der Rinde noch an Durchmesser verlieren. Außerdem ist es ratsam, die Zweige ca. 20 cm länger zu schneiden, als die Pfeile später einmal lang werden sollen, damit man die Enden des Pfeils, die beim Trocknen eingerissen sind, abschneiden kann.
Ist die Rinde der Schäfte entfernt, müssen sie nur noch glatt geschmirgelt und poliert werden sowie auf die richtige Länge zugeschnitten werden, dann sind sie fertig.
Falls sich die Schäfte später wieder verbiegen sollten, können sie wieder erhitzt werden und gerade gebogen werden.
Bei Schäften aus Spaltholz trocknet das Holz schneller als bei junge Zweige mit Rinde.
Der Stamm muss nicht wie beim Bogen nach dem Fällen entrindet und in 4 Teile gespalten werden, das Holz wird statt dessen entweder in kleine Holzbretter gesägt oder mit der Axt in dünne Holzscheiten gespaltet. Die Bretter sollten jedoch nicht zu klein gemacht werden, damit sich das Holz nicht so sehr verzieht.
Die Bretter werden nun gestapelt, sodass Luft an den Brettern zirkulieren kann, und einmal in der Woche gewendet.
Ist das Holz getrocknet, kann es, falls es geradwüchsig ist, vorsichtig mit einem Beil in dünne Holzstäbchen gespalten werden, anderenfalls muss es gesägt werden, was grundsätzlich zu empfehlen ist, da hierbei viel Zeit gespart werden kann. Diese Holzstücke müssen dann, wenn sie mit dem Beil gespalten wurden, mit Hilfe eines Hobels in quadratische Formgebracht werden, indem eine Seite nach der nächsten gleichmäßig gehobelt wird.
Diesen viereckigen Stab muss man dann fixieren und nun der Reihe nach alle 4 Kanten weghobeln, sodass man 8 Kanten hat. Das gleiche macht man nun mit diesen 8 Kanten. Von dort aus ist es nicht mehr schwer, den Stab rund zu machen. Man schleift einfach den gesamten Stab gleichmäßig und überprüft dann am Ende die Dicke des Pfeilschafts, indem man ein passend großes Loch in ein Brett bohrt und den Schaft durchschiebt.
Das Ergebnis sollte also ein an den Auszug angepasster Pfeil sein. D.h. die Länge der Pfeile sollte individuell für jeden Bogen bestimmt werden und liegt in der Regel zwischen 70 und 80 cm. Der Pfeil sollte also etwa 5 bis 10 cm länger sein als der Auszug und etwa einen Durchmesser von 5 bis 7 mm haben.
Nun kann zum nächsten Schritt übergegangen werden: Das Einschneiden der Nocke. Sie sollte etwa 1,2 cm tief sein und genau so breit sein, dass sie bei leichtestem Druck auf die Bogensehne einrastet. Sitzt der Pfeil zu locker auf der Sehne, kann der Pfeil beim Ausziehen herunterfallen, sitzt er zu stramm, kann das mehrere nahe liegende negative Konsequenzen haben.
Am einfachsten ist es wohl mit einer Säge den Schlitz in die Nocke zu sägen und die Nocke mit einer sehr dünnen Rundfeile dann noch so weit auszufeilen, dass der Pfeil einfach auf die Sehne zu aufzusetzen ist.
Und noch ein kleiner Hinweise: die Nocke sollte immer senkrecht zu den Jahresringen in das Holz eingeschnitten werden, um mehr Belastung standhalten zu können.
Befiederung und Oberflächebehandlung
Im nächsten Schritt sollten die Pfeile lackiert werden, um gegen Feuchtigkeit geschützt zu sein. Dafür kann üblicher Holzlack aus dem Baummarkt verwendet werden.
Nun muss noch am Ende des Schafts eine Feder angebracht werden. Dazu spaltet man den Kiel einer Feder mit einem Messer sauber auf und schleift ihn anschließend nochmals mit einem feinen Schleifpapier. Die Federn sollten im 120° Winkel an den Pfeil angeklebt werden, wobei eine der Federn im 90° zum Nockenschlitz stehen sollte, damit die Berührung der Federn mit dem Bogen möglichst gering ist. Die Feder sollte so zugeschnitten werden, dass ein Teil des Kiels auf beiden Seiten übersteht. Dieser wird dann mit einer in Kleber getauchten dünnen Schnur am Schaft zur Verstärkung festgebunden.
Pfeilspitze anbringen
Pfeilspitzen kann man entweder kaufen, oder man fertigt sie aus etwa 2 mm dicken, alten Sägeblättern selbst.
Um sie am Pfeil zu befestigen, muss man einen passenden Spalt in das Holz sägen, auf die Pfeilspitze Kleber auftragen und sie in den Schlitz im Schaft einsetzen. Zusätzlich sollte man den Pfeilschaft an dieser Stellen wieder mit einer starken, aber dünnen, in Kleber getauchten Schnurr stramm umwickeln. Dies hat zum einen den Grund, dass die Spitze fester sitzt, aber vor allem wird dadurch verhindert, dass sich der Schaft beim Aufprall des Pfeils spaltet. Dann kann das Bogenschießen beginnen!